Drehbuchschreiben als Wissenschaft Während der Arbeit an meinem Spielfilm-Drehbuch „AMOR MUNDI – die Liebe der Hannah Arendt“ wurde ich mit einer Fülle von prozessualen und inhaltlichen Fragen konfrontiert. Wie werden Fakten zu Fiktion? Welche Wege muss ich gehen um das Thema zu ergründen, die eine Wahrheit herauszuschälen, die ich erzählen will? Welches Handwerkszeug setze ich ein? Kurz: Wie wird es gemacht? Weil mich die Frage nach meinem Handwerk und dessen Regeln nicht in Ruhe ließ, habe ich mich in einem PhD-Studium an der Bauhaus-Universität in Weimar mit dieser Frage beschäftigt. Meine Dissertation wird 2018 eingereicht. Jede Autorin und jeder Autor eines sogenannten Biopics wird im Laufe der Verwandlung von Fakten in dramatische Fiktion Antworten auf solche Fragen finden müssen. Es ist sicher ein Unterschied ob man über eine Philosophin des 20. Jahrhunderts, Napoleon oder Uli Hoeneß einen Film schreibt. Und doch ähneln sich die Arbeitsprozesse, unabhängig vom gewählten Thema. Dieser Prozess steht im Zentrum meiner Analyse. In dieser Abhandlung untersuche ich Methoden und Regeln, die Autoren zur Erschaffung sogenannter Biopics anwenden. Am Ende der Untersuchung steht eine praktische Systematik für das Schreiben biographisch-historischer Filme. Da es von aktiven Drehbuchautoren keine Literatur und damit keine authentischen Quellen zu diesem Thema gibt, arbeite ich mittels Practice Based Research. Zunächst habe ich meine eigene Arbeitsweise bei „AMOR MUNDI“ analysiert. Mittels eines Arbeitsjournals und Protokollen nach der Lektüre nach der verschiedenen Drehbuch-Fassungen. Aus meiner Arbeit habe ich einen Fragebogen entwickelt, anhand dessen ich Kollegen ausgesuchter Biopics interviewt habe. Bei der Zusammenstellung der Interviewpartner habe ich hauptsächlich Autoren von Filmen über Schriftsteller und Künstler ausgewählt. Der Film Hannah Arendt (Autorin Pam Katz/Regie Margarethe von Trotta) war natürlich für mich von besonderem Interesse. Die Interviews werden ausgewertet, zu thematischen Blöcken zusammengefasst und ergeben als Ganzes eine praxisnahe Theorie zum Schreiben von Biopics.